Mein persönlicher Hang zum Sammeln von Dingen, die sich zur künstlerischen Weiterverarbeitung bzw. Wiederverwertung eignen sowie dem Nachgehen meiner eigenen biografischen Spur und den Spuren anderer ist die Basis meines künstlerischen Schaffensprozesses. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt dabei in der Fotografie. Ausgangspunkt ist eine Installation. Das verwendete Hauptmaterial ist Abfall einer stillgelegten 50er Jahre- Mülldeponie in der Nähe von Koblenz, die bis in die 70er Jahre in Betrieb war und nun vergessen an einem Waldhang rottet. Innerhalb meiner Spurensuche in Abfällen vergangener Jahrzehnte betreibe ich künstlerische „Feldforschung“ auf besagter Mülldeponie, indem ich sie erkunde. Dies geschieht durch Sammeln, Sortieren, Präsentieren, durch fotografisches Dokumentieren und das schriftliche Festhalten von Eindrücken und Gefühlen hinsichtlich der Spurensuche auf der Deponie selbst und den auf ihr gesammelten Fundstücken. Dadurch mache ich mir diesen Ort ‚begreifbar‘. Der gesamte Werkzyklus, welcher prozesshaft während der Arbeit entsteht, erstreckt sich von der Begehung der Mülldeponie über das Sammeln der Abfälle, der Bestandsaufnahme der entstandenen Sammlung bis zur künstlerischen Bearbeitung der Fundstücke.
Aus einem großen Fundus wählte ich nun bewusst Objekte aus und setzte sie gezielt in Szene. Innerhalb dieses Prozesses wird der Müll verlandschaftlicht. Ich habe ihn aus der Landschaft entnommen und transformiere ihn nun wieder in eine Landschaft – kultiviere, belebe ihn. Dabei machen erst die Verfallsspuren (Patina) die Objekte für mich lebendig. Um den Effekt der Verlandschaftlichung zu verstärken habe ich ein `banales´ Landschaftsgemälde hinzugezogen. Der Müll tritt nun aus dem Bild heraus bzw. bildet eine Einheit mit demselben à Transformation einer vermeintlichen Idylle in eine Landschaft aus Müll. Der mit Patina besetzte Abfall breitet sich auf einem Sockel aus, wächst, ist bewachsen und transformiert sich im Zusammenhang mit dem darüber hängenden Landschaftsgemälde selbst zu einer Landschaft, auf der sich lebendige Szenen abspielen. Ironische Situationen müssen entdeckt werden. Auch makabere Bilder kann der Betrachter entdecken, wenn er erkennt, dass die Kühe auf einem Kuhschädel weiden, diesen abgrasen. Die dreidimensional-kreierte Miniaturlandschaft wird durch die Fotografie in eine Zweidimensionalität gebracht. Erst durch das Ablichten treten Dinge in den Hintergrund bzw. werden transformiert. Dabei fasziniert mich vor allem die Auflösung der Gegenstände. Beispielsweise erkennt man einen vermeintlichen Felsen erst bei genauer Betrachtung der Fotografie als Schuh, Schädelknochen oder Blechdose. So galoppiert ein Reiter nicht durch Schilf am See entlang, sondern über die Borsten einer alten Zahnbürste. Spurensuche und das Festhalten von Zeitgeist durch Spurensicherung sind die Hauptaspekte meiner Arbeit, in der die Vergänglichkeit in einer verspielten Art und Weise dem Zuschauer entdeckbar gemacht wird. Erinnerungen werden geweckt. Die Dinge erzählen Zeitgeschichte.